Millionen neue Nutzer bei Telegram
Seit der Übernahme von Whatsapp durch Facebook verzeichnet der Messenger Telegram einen Nutzeransturm. Jede Sekunde kämen 100 neue Mitglieder hinzu, schreiben dessen Entwickler.
Es ist Samstagabend, 21:16 Uhr. "Wir haben Verbindungsprobleme in Europa, ausgelöst durch eine Lawine an neuen Nutzern", twittern die Telegram-Entwickler. Wenig später: Mehr als 1,8 Millionen Menschen hätten sich an diesem Tag neu bei Telegram angemeldet - 100 neue Nutzer pro Sekunde. "This is crazy."
Was war passiert? Viele Whatsapp-Nutzer befanden sich seit dem vergangenen Donnerstag auf der Suche nach einer Alternative zu ihrem Messenger, nachdem bekanntwurde, dass Facebook den Dienst für 19 Milliarden US-Dollar kauft. Durch die Übernahme befürchten sie, dass ihre Daten mit denen von Facebook abgeglichen und dort gespeichert werden könnten.
Außerdem hatte Whatsapp gestern Abend weltweit mit Serverproblemen zu kämpfen. Die 450 Millionen Nutzer des Dienstes konnten sich ausgerechnet an einem Samstag über den Messenger nicht mehr mit ihren Freunden austauschen und verabreden. Beinahe fünf Stunden hielten die Verbindungsprobleme an. Eine Alternative musste also schnell her. Der Dienst zweier russischer Entwickler Telegram bot sie ihnen.
Telegram ist so einfach wie Whatsapp
Doch warum ausgerechnet Telegram? Telegram ist kostenlos in den App Stores erhältlich, im Gegensatz zu anderen Messengern wie Threema (1,60 Euro im Google Play Store; 1,79 Euro für iOS). Außerdem können wie bei Whatsapp Textnachrichten, Fotos und Videos ausgetauscht werden. Und: Der Dienst erinnert in seiner Einfachheit an Whatsapp. Eine Umgewöhnung ist fast nicht erforderlich.
Ein weiterer Punkt: Telegram bietet seinen Nutzern eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung in seinem Secret Chat. Dort können Nachrichten mit Hilfe eines Timers automatisch auf dem Smartphone des Absenders und auf dem des Empfängers gelöscht werden. Seitdem bekanntwurde, dass Geheimdienste Internetaktivitäten aufzeichnen und auswerten, sind die Themen Sicherheit und Datenschutz für viele Nutzer noch wichtiger geworden. Ob die Verschlüsselung bei Telegram wirklich sicher ist, wird in diesem Artikel näher betrachtet.
100 neue Nutzer pro Sekunde
Mit dem Nutzeransturm am Samstagabend haben dessen Entwickler trotzdem nicht gerechnet. Weil Telegram, wie viele andere Messenger auch, eine SMS zur Identifizierung an die Smartphones seiner Nutzer schickt, hat es die Server des Dienstes zweitweise lahmgelegt. Über 100 SMS pro Sekunde waren zu viel. Erst als die Probleme bei Whatsapp gelöst wurden, entspannte sich auch die Situation bei Telegram wieder.
Nachtrag vom 24. Februar 2014, 13:06 Uhr
Auch am Sonntag, dem 23. Februar 2014 war die Zahl der Neuanmeldungen weiter hoch. Laut Telegram meldeten sich 4,95 Millionen neue Nutzer bei dem Messenger an. "Telegram ist die #1 der am meisten heruntergeladenen iPhone-Apps in 48 Ländern", twitterten die Entwickler. Zeitweise sei es in den europäischen Ländern zu Serverausfällen gekommen.
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