Am Wochenende machte eine leicht kuriose Meldung die Runde: In den USA wurde ein Server in einem Krankenhaus geknackt, damit man auf diesem Call of Duty: Black Ops spielen könne. Jede Redaktion tippte diese Meldung blind ab, scheinbar ohne den Inhalt wirklich gelesen oder gar verstanden zu haben.
Fakt ist: Den Einbruch hat es tatsächlich gegeben. Auch lagen auf dem Server äußerst sensible Daten von etwa 231 000 Menschen; Darunter Patientendaten, Rechnungsdaten, Namen, Adressen, Geburtsdaten, Medizinische Gutachten und auch Sozialversicherungsnummern. Besonders letzteres ist für Amerikaner sehr kritisch. Aus Angst vor einem Überwachungsstaat gibt es dort bis heute keine verpflichtende Identifikationsdokumente wie unseren Personalausweis, so dass vieles über die Sozialversicherungsnummer läuft.
Der
Pressemitteilung nach hat man den Einbruch am 12. November 2010 bemerkt und den Server daraufhin sofort vom Netz genommen. Um zu klären wer die Angreifer waren, was oder ob sie etwas gestohlen hatten und wie sie Zugriff auf den Server bekamen, hat man die Firma “ID Experts” hinzugezogen, die seitdem den Vorfall untersuchte.
Anfang letzter Woche begann die Krankenhausleitung dann damit, alle betroffenen Personen über den Einbruch zu informieren und ihnen mitzuteilen, dass zwar keinerlei Daten gestohlen wurden, man aber keine Ahnung hat wer der oder die die Täter waren.
Verdeckte Operation von Black Ops Spielern?
In der veröffentlichten Pressemitteilung wird Black Ops nicht erwähnt. Auch auf der eigens eingerichteten Seite mit Informationen für die Betroffenen findet man keinerlei Bezug zu dem Spiel.
Erst bei einer dritten Seite, die über den Vorfall berichtet und diesbezüglich eine Sprecherin von ID Experts zitiert, taucht Black Ops das erste Mal auf und daraufhin auch in allen weiteren Berichten.
“Sie [die Spieler, Anmk.] haben den Server geknackt um Bandbreite zum Spielen des Spiels zu haben”, sagt Lisa MacKenzie, eine Sprecherin für die Firma, zu DOTmed News. “Sie hatten keinerlei Interesse an den Daten.”
Wir haben die Sprecherin angeschrieben und sie gefragt, ob sie hier korrekt zitiert wurde, eine Antwort steht aber leider noch aus.
Denn: Sollte die Frau korrekt zitiert worden sein und die Hacker wollten den Server wirklich zum spielen benutzen, dann muss man sich auch fragen, woher die Hacker die Serverfiles gehabt haben.
Bekannterweise hat gameservers.com das ausschließliche Monopol auf die Vermietung von dedizierten Black Ops Servern. Treyarch hat die Serverfiles also nicht veröffentlicht, genausowenig gameservers.com.
Sollten die Hacker also wirklich auf dem Server gespielt haben, würde das bedeuten, dass die Serverfiles geleakt wären; Und das schon drei Tage nach der Veröffentlichung von Black Ops! Bislang gibt es aber keinerlei Berichte, dass irgendwelche Release Gruppen aus der Warez Szene im Besitz der Serverfiles sind.
Und wenn es wirklich Personen gäbe, die im Besitz dieser Dateien wären, dann wären diese zwischenzeitlich auch hervorgetreten und hätten sie veröffentlicht.
Viel wahrscheinlicher ist es also, dass die Hacker den Server und seine Bandbreite nicht dazu benutzt haben das Spiel zu spielen, sondern um das Spiel zu verteilen.
Aber das wäre dann ja keine kuriose Schlagzeile mehr gewesen.